Rückblick: “Schräge Blicke – Queere Perspektiven für die Theaterpädagogik”

“Schräge Blicke – Queere Perspektiven für die Theaterpädagogik” war der Titel einer Veranstaltung, die am 5. Februar im stadtRAUMfrankfurt stattgefunden hat. Organisiert wurde der Abend vom Verein Kreidekreis e.V., dem Trägerverein des Theaterpädagogischen Zentrums Schultheater-Studio Frankfurt.

Jakob Linder moderierte die Veranstaltung . Auf dem Podium saßen Mayte Zimmermann und Nicole Peinz.

Mayte Zimmermann hat Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen studiert und in der Theaterwissenschaft promoviert. Im Anschluss hat sie für sieben Jahre das Zentrum für zeitgenössisches Theater und Performance an der Uni Koblenz geleitet und dort den Lehramtsstudiengang Theater begründet und verantwortet. Aus dieser Zeit kommt ihre theaterpädagogische Expertise, denn sie hat mit Lehramtsstudierenden aller Fächer und Schulformen theoretisch und praktisch gearbeitet. Gender bzw. Queer Studies waren für Mayte Zimmermann schon immer ein roter Faden in ihrer Arbeit, so hat sie sich nebenberuflich auch zur LSBTIQ*-Beraterin ausbilden lassen. Zurzeit ist sie Wissenschaftliche Geschäftsführung des Cornelia Goethe Centrums für Geschlechterforschung an der Frankfurter Goethe Universität.

Nicole Peinz hat Germanistik und Kunstgeschichte studiert und ist Theaterpädagogin BuT. Seit 2012 arbeitet sie als angestellte Theaterpädagogin am Schultheater-Studio. Von 2009-2022 hat sie außerdem das Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt SCHLAU Frankfurt, welches Schulworkshops zu geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen anbietet, aufgebaut und koordiniert. 2015 hat sie mit einem kleinen Team den Theaterpädagogischen Workshop “GeschlechterRolleMensch” entwickelt. Dieser ist bis heute ein festes Format des Schultheater-Studios. Nicole Peinz arbeitet außerdem mit Amt für multikulturelle Angelegenheiten in der Koordinierungsstelle für LSBTIQ-Themen. 

Nicole Peinz hat im Austausch Teile des Workshops “GeschlechterRolleMensch” vorgestellt. In dem vierstündigen Theaterworkshop können sich Schüler*innen ab Jahrgang 6 theatral mit den Themen Geschlechterrollen, Coming Out und Homosexuellenfeindlichkeit auseinandersetzen. Drei Theaterpädagog*innen spielen Szenen zu den Themen vor, führen theaterpädagogische Übungen mit der Klasse durch und unterstützen die Schüler*innen am Ende des Tages darin, eine eigene Szene zu entwickeln. Es geht um Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und/oder der sexuellen Orientierung. Zwischen den einzelnen theaterpädagogischen Elementen werden durch die gemeinsame Reflexion die Thematik vertieft und Fragen geklärt. In diesem Workshop werden die Themen Geschlecht und sexuelle Orientierung explizit mit den Mitteln der Theaterpädagogik und dem Werkzeug der gemeinsamen Reflexion bearbeitet.

Mayte Zimmermann steht sehr dezidiert auf dem Standpunkt, dass Geschlechterfragen kein “exotisches” Randthema sind, sondern dass Geschlechterfragen eine grundständige Voraussetzung unser aller Subjektivität und unserer gesellschaftlichen Ordnung darstellen und dass es zur Verantwortung aller Menschen, die mit Bildung zu tun haben genauso wie aller Personen, die sich mit Darstellung beschäftigen, dazu gehört, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Und zwar weil sie alle berühren und betreffen, nicht nur marginalisierte Gruppen.

Mayte Zimmermann arbeitet mehr mit einem impliziten Ansatz um queere Themen einzubinden. Tatsächlich ist dieser Ansatz für alle theaterpädagogischen Formate am Schultheater-Studio von Bedeutung.

Im Austausch gab es eine große Einigkeit, dass Schule noch immer ein Raum ist, in dem queere Themen zu selten thematisiert werden. Gerade die aktuellen Entwicklungen, mit denen eine gesellschaftliche Polarisierung einhergeht, machen es notwendig, die Methodiken einer queeren (Theater-)Pädagogik zu überdenken.

Die gesellschaftliche Polarisierung hat die theaterpädagogische Arbeit nicht einfacher gemacht – das ist insbesondere Fall, wenn es um queere Themen und Rollenidentifikation, um Diversität und Anti-Diskriminierungsarbeit geht. Und umso wichtiger ist es weiterzumachen!